Was ist eigentlich Bernstein?

Unsere frühesten Schmucklieferanten waren Pflanzen und Tiere. Dies belegen Funde aus paläolithischen Gräbern. Geschnitzte Knochen, Perlen aus Elfenbein gearbeitet, Muscheln und vor allem Bernstein wurden dort gefunden. Damit könnte der baltische Bernstein der wohl älteste Schmuckstein der Menschheit überhaupt sein.

Er gehört zu den wenigen Schmucksteinen, die nicht aus dem Reich der Mineralien stammen, er ist pflanzlicher Herkunft. Kein Stein, sondern versteinertes, fossiles Harz mancher Nadelbäume (Pinien, Mammutbäume, Zypressen) und verschiedener Bedecktsamer (Hülsenfrüchtler, Doldenblütler, Liliengewächse) wird als Bernstein bezeichnet.

Sein Name kommt vom Niederdeutschen („bernen“ oder „börnen“ für „brennen“) und kann mit „Brennstein“ übersetzt werden. In diesem Namen liegt viel Wahrheit begründet. Mit einem Streichholz lässt sich ein Bernstein leicht entzünden und verbreitet daraufhin einen angenehmen Weihrauchgeruch.

Die Griechen nannten ihn „elektrum“. Aus diesem Wort leitete sich der Begriff der Elektrizität ab. Bernstein lädt sich durch das Reiben mit einem weichen Tuch elektrisch auf und kann Haare, kleine Partikel und Papierstückchen anziehen.

Wissenschaftliche Erklärung

Rein wissenschaftlich gesehen besteht Bernstein aus einer Mischung aus gebleichten, polymerisierten Kohlenwasserstoffen. Er entwickelte sich parallel zur Braunkohle und stammt vorwiegend aus dem Eozän, einer Zeit vor zirka 40 bis 50 Millionen Jahren. Diese Varietät des Bernsteins entstand aus dem Harz von Nadelhölzern, vor allem von der Bernsteinkiefer (lateinisch: Pinus succinifera). Es wird auch fossiles Harz mit anderem Ursprung als „Bernstein“ bezeichnet. Aus diesem Grund gibt es Funde, die über 250 Millionen Jahre alt sein können.

Aus dem Baumharz entwickelte sich eine feste, überaus leichte Masse. Durch verschiedene chemophysikalische Prozesse, wie Oxidation und Polymerisation (chemische Reaktionsverläufe), durch Umlagerungen, verschiedene Lichteinwirkungen und durch die Mitwirkung von Mikroorganismen veränderte sich das Harz und wurde im Laufe der Zeit allmählich „versteinert“.

Obwohl Bernstein im wissenschaftlichen Sinn kein „Stein“ ist, zählt er seit Jahrtausenden zu den beliebtesten Materialien für Schmuck und zu den ältesten bekannten.

Vorkommen und Abbaugebiete

Bernstein (Mohshärte 2 bis 2.5) besteht im Durchschnitt aus 78% Kohlenstoff, 10% Wasserstoff, 11% Sauerstoff, etwas Schwefel und einer geringfügig kleinen Menge anderer Stoffe. Der Gehalt an Bernsteinsäure variiert zwischen 0 und 8 Prozent. Seine exakte Zusammensetzung hängt davon ab, aus welchem Land er stammt. Es gibt hunderte Vorkommen und Lagerstätten auf der ganzen Welt.

Seine Geschichte geht weit zurück und ist vor allem eng mit der Ostsee verbunden. Seit der Antike wurde Bernstein an deren Ufer, in Deutschland, Polen, Russland und in den baltischen Ländern abgebaut. Anfangs wurde er an den Stränden aufgelesen, später aus Bergwerksschächten gefördert. Heute wird Bernstein in Gruben abgebaut.

Gefunden wird dieses flüssige Gold der Sonne in kleinen, jedoch schweren Stücken, die bis zu 10 kg wiegen können. Viele Exemplare beeindrucken durch ihre Klarheit und durch die in ihrem Inneren enthaltenen Fossilien. Besonders schöne Stücke, die Insekten als Einschlüsse besitzen, werden in den Vorkommen der Cordillera El Seibo auf der Insel Hispaniola (Große Antillen) gefunden. Attraktive Exemplare stammen in letzter Zeit aus Fishun in der Provinz Liaoning in China.

Auf der ganzen Welt zuhause

Die größte Lagerstätte der Welt befindet sich im Samland bei Palmnicken, westlich von Königsberg (Kaliningrad) im heutigen Russland. In einer Tiefe von mehr als 30m befindet sich eine bis zu zehn Meter dicke, bernsteinhaltige Tonschicht, die so genannte „blaue Erde“. Der Abbau dieses Bernsteins erfolgt im Tagebau, danach mittels Auswaschung und Verlesen von Hand. Trotz ergiebiger Funde sind nur 15% für eine weitere Schmuckverarbeitung geeignet.

Die Bernsteinvorkommen der Dominikanischen Republik befinden sich nördlich von Santiago de los Caballeros. Aus der Los-Cacaos-Mine stammt wunderschöner, blauer Bernstein. Zudem sind Exemplare aus dieser Gegend für ihre zahlreichen, fossilen Einschlüsse bekannt.

Zu unterschiedlichen Zeiten gab es verschiedenste Abbaugebiete. Ein besonders reichhaltiges Vorkommen gab es in Birma (heutiges Myanmar), im Tal von Irra Waddy. Bis zu 20 kg schwere Stücke wurden dort gefunden. Doch das ist nichts gegen jenen 91 Kilo schweren Bernsteinblock, der 1694 nach Irland importiert worden ist. Im Berliner Humboldt Museum kann immerhin ein 8 Kilo Bernstein jederzeit bewundert werden.

Ostseebernsteine Rohsteine vom Strand
Gesammelte Rohbernsteine aus der Ostsee

Wunderschön: Ostsee Bernsteine

Baltischer Ostsee Bernstein macht circa 90 Prozent des gesamten in der Schmuckverarbeitung und in der Kunst verwendeten Bernsteins aus. Er kommt in verschiedenen Ländern wie Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, Dänemark, Schweden, Finnland, Polen, Russland und der Ukraine vor.

Der goldene Mittelpunkt des Baltischen Bernsteins liegt in der russischen Hafenstadt Kaliningrad (früher Königsberg). Schon früh wurde dort Bernstein abgebaut und oblag im 15. Jahrhundert der strengen Aufsicht der Deutschordensritter. Sie nahmen ihre Aufgabe, den europäischen Bernsteinabbau, zu überwachen so ernst, dass sie jeden grausam mit dem Tode bestraften, der es wagte Bernstein zu stehlen.

Große Bernsteinvorräte am Boden der Ostsee gab es in jedem Jahrhundert zu finden. Nach schweren Stürmen liegt Bernstein sogar am Strand und wird als „Seebernstein“ bezeichnet. Früher wurde er von Fischern mit Keschern herausgefischt. Nach heftigem Seegang kann bis heute im Flachwasser aller Anrainerstaaten Bernstein entdeckt werden.

An der Ostsee gibt es ihn seit 40 Millionen Jahren. Man findet ihn zudem in Italien (Sizilien), Rumänien, in Kanada, China, den USA (Alaska, New-Jersey), in der Dominikanischen Republik, Japan und Mexiko sowie in kleineren Vorkommen auch an anderen Orten.  Man spricht auch von dem Gold des Meeres.

Bernsteine sind die Juwelen der Ostsee. Für die Bernsteinschmuck Herstellung eignet sich der so genannte „baltische Bernstein“ am besten. Es zeichnet ihn seine goldene Farbe sowie nur gelegentlich auftretende Einschlüsse aus.

Er verkörpert eine wunderschöne strahlende Sinnlichkeit. Kunstvoll in Gold gefasst, leuchtet dieser Stein umso mehr. Besonders der Ostsee-Bernstein ist ein Stein des Lichts, der eine Aura hinterlässt, so warm wie die Sonne selbst.

Farben des Bernsteins

Der Bernstein kann in verschiedenen Farben auftreten. Seine Palette reicht von verschiedenen Gelbtönen, wobei das goldene, honigfarbene Gelb am begehrtesten ist. Auch in roter, rötlich-brauner bis dunkelbrauner Färbung tritt er öfters in Erscheinung. Selten gibt es Bernstein in blauen oder grünen Varietäten zu bewundern.

In Russland gibt es eine grüne Varietät, die eine wunderschöne Mischung aus goldenen Limonentönen und Waldgrün ergibt. Selbst graue bis schwarze Exemplare sind schon gefunden worden. Seine reiche Farbpalette liegt vor allem in den vielfältigen Tönen begründet. So gibt es allein für den baltischen Bernstein angeblich 256 Farbschattierungen.

Honigfarbenes Wunder der Natur

Durchsichtig bis durchscheinend zeigt sich dieses fossile Harz, oftmals mit eingeschlossenen Pflanzen- oder Tierresten bis hin zu ganzen Insekten, die auf ewig in diesem Stein eingeschlossen und konserviert sind. Allerdings besitzt nur ein sehr geringer Teil der Bernsteinfunde eine durchscheinende, klare Optik. Häufig werden die gefundenen Stücke durch zahllose Bläschen, feine Haarspalten oder Spannungsrisse getrübt. Durch Kochen in Rübsamenöl können Luftblasen und eingeschlossene Flüssigkeiten beseitigt werden.

Schöne Teile besitzen ein Glänzen wie Wachs. Die Klarheit einzelner Exemplare sowie deren Färbung hängen auch von der Form ab. Bernstein kann getrommelt werden, naturbelassen bleiben oder sich als wunderschön facettiertes Schmuckstück präsentieren.

Besonderheiten wie prähistorische Einschlüsse [auch Inklusen genannt, wie im Nächsten Abschnitt erklärt] von Samen, Blättern, Federn oder sogar vollständigen Insekten lassen das Herz jedes Sammlers höher schlagen. Paläontologen und Genetiker schätzen solche viele Millionen Jahre alte Funde, die wertvolle Einblicke in die Vergangenheit unserer Erde gewähren.

Einschlüsse - Inklusen

In Bernstein können immer wieder konservierte Lebensformen gefunden werden, die vor Millionen von Jahren in den Wäldern dieser Erde gelebt haben. Fossile Einschlüsse steigern den Wert beträchtlich und erzählen ihre eigene, individuelle Geschichte.

Einschlüsse werden als Inklusen bezeichnet. Besonders im Bereich der Paläontologie (die Lehre von den Lebewesen vergangener Erdperioden), der Paläobotanik (Botanik der ausgestorbenen Pflanzen) und weiterer Paläo-Wissenschaften sind Inklusen von großer Bedeutung. Die meisten Inklusen sind entweder Teile von Pflanzen (Phytoinklusen) oder kleinen Tieren (Zooinklusen).

Bernstein mit Einschlüssen - Inklusen
Bernstein mit Einschlüssen - Inklusen
BErnsteininklusen - eingeschlossenes Insekt

Ein rascher Bernsteintod – Inklusen


Betrachtet man einen Bernstein mit einem eingeschlossenen Insekt, so hält man einen der besten „Augenzeugen“ der fernen Vergangenheit unseres Planeten in Händen. Selbst zarte Fühler und filigrane Flügel sind unverletzt und fest in das Harz eingeschlossen. Fast scheint es, als hätte die Zeit selbst dieses Wesen für eine gewisse Spanne in diesen goldenen Käfig gegeben, um es irgendwann daraus zu befreien.

Der „Bernsteintod“ dürfte dieses Insekt jedenfalls schnell ereilt haben, es war im Harz der Bäume kleben geblieben. Das Harz versteinerte es und bildete um seinen Gefangenen eine feste, goldene Grabstätte. Viele Tiere schloss es im Laufe der Zeit ein. In Bernstein fand man ausgestorbene Libellen, Mücken, Schmetterlinge, Spinnen, Ameisen, Raupen und viele andere mehr.

Dank dieser Versteinerungen konnten Wissenschaftler Hunderte von Pflanzenarten und Tausende verschiedener Insektenarten aus dem Tertiär bestimmen. Einer der berühmtesten Einschlüsse in einem Bernstein stammt jedoch aus dem Bereich der Filmgeschichte. Jene kleine Mücke, die sich kurz vor ihrem Tod im Baumharz am Blut eines Dinosauriers gestärkt und deren Schicksal später zu geklonten Dinos im Buch „Jurassic Park“ führt, ist zwar Fantasie – der Traum, eines Tages diese Vorstellung zu realisieren, lebt dennoch weiter.

Faszinierend ist, dass die Natur im Bernstein über Jahrtausende die flüchtigsten, zartesten Spuren vergangener Ereignisse bewahren konnte. Bernsteine stellen somit ebenso interessante wie wunderschöne Zeugen der Vergangenheit dar.

Echter Bernstein oder Imitat?

Bernstein wurde immer schon gerne gefälscht. Oft wird er durch Glas, Bakelit oder Plastik nachgemacht. Auch gibt es den so genannten Pressbernstein. Dabei handelt es sich um unansehnliche Stücke (weiß, hellgelb, undurchsichtig), welche zermahlen, durch Erhitzung von 150 bis 250°C unter hohem Druck und zum Teil mit Kunstharz versetzt, wieder zusammen gepresst werden. Diese sind unter dem Namen „Pressbernstein“ oder „Ambroid“ bekannt.

Wolkiger Bernstein kann mit Hilfe von heißem Rapsöl, in welches er getaucht wird, aufgehellt werden. Dafür braucht man allerdings viel Erfahrung. Eine weitere Methode zur Fälschung von Bernstein ist das Anbringen von Bernsteinfragmenten auf Kopal. Kopal ist natürliches, jedoch junges Harz, welches dann als echter Bernstein ausgegeben und verkauft wird.

Wie kann ich die Echtheit von Bernstein überprüfen?

  • Der Nadel-Test:

Schmuckstücke sind bedeutend schwerer auf ihre Echtheit zu überprüfen als Trommelsteine oder naturbelassene Exemplare. Mit dem Nadel-Test können Sie leicht für Aufklärung sorgen. Sie erhitzen eine Nadel, bringen die Spitze zum Glühen und stechen an einer unauffälligen Stelle in den Bernstein hinein. Sie können den Stein auch mit etwas Druck über die Nadel ziehen.

Bei echtem Schmuck bildet sich eine feine Rille und zugleich entsteht der typische Geruch von aromatischem Harz. Entsteht dieser nicht, handelt es sich wahrscheinlich um ein Bernsteinimitat. Bernsteinimitate riechen unangenehm, da zu ihrer Herstellung oft Kunststoff verwendet wird.

 

  • Elektrisch aufladen:
    Den Stein an einem Wolltuch oder Puluver reiben. Anschliessend über kleine Papierschnipsel halten z.B. von einer Küchenrolle. Die Schnipsel werden vom Bernstein angezogen, wie oben im Video gezeigt.
  • Test mit Salzwasser:  Aufgrund der geringen Dichte von Bernstein kann man den Bernstein in Salzwasser legen. Ist der Stein echt dann schwimmt er auf. In normalen Wasser geht der Stein unter .
  • Brenntest:  Den Stein mit einem Feuerzeug anwärmen, und es riecht stark nach Harz.
  • Klopftest: Wenn man den Stein leicht gegen seine Zähne klopft, dann klingt es Dumpf, da es sich um ein sehr weiches Material handelt. Dieser Test ist aber nicht zu umbedingt zu Empfehlen, da es sich auch um Phosphor aus dem 2. Weltkrieg handeln könnte, wie es bei Funden in Usedom schon vorgekommen ist.

 

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